14.11.2007

Einleitung - Abschnitt 3 (p. 14 - 20)

Nachdem CT versucht hat zu klären, in welchem Sinne er die Worte säkular und Säkularität gebraucht, klärt er nun, was er unter religion versteht: Nicht alles, was in allen verschiedenen menschlichen Gesellschaften zu allen Zeiten als Religion verstanden wurde, sondern er beschränkt sich auf eine bestimmte Zivilisation, die lateinische Christenheit, aus der der moderne Westen hervorgegangen ist. Die Unterscheidung transzendent - immanent ist hier zentral. Immanent im Sinne einer immanenten Ordnung der Natur, die sich systematisch für sich verstehen lässt (ohne daß damit ein Schöpfer oder eine tiefere Bedeutung dieser Ordnung ausgeschlossen wäre).

Für das Christentum ist es für ein geglücktes, erfülltes, blühendes (flourishing) menschliches Leben entscheidend, daß Gott geliebt und verehrt wird.

Für den Buddhismus besteht ein geglücktes Leben darin, daß alle Formen von recognizable human flourishing zurückgewiesen oder überschritten werden. Darin liegt eine gewisse Ähnlichkeit zum Christentum.

Könnten wir dann das wahre Blühen des Menschen so definieren, daß Entsagung, Verzicht eine zentrale Rolle spielt? Fürs Christentum nicht, meint CT: Denn der Punkt beim Christentum ist, daß das, worauf verzichtet wird, was z.B. Jesus in seinem Tod aufgibt, einen Wert hat. Gott will, daß der Mensch gedeiht. Der Verzicht - christlich gesehen - bedeutet nicht, daß human flourishing wertlos wäre, sondern daß alles auf Gott ausgerichtet wird - und dieser Verzicht die Quelle menschlichen Gedeihen wird - und ein Mitwirken mit der Wiederherstellung eines fuller flourishing by God. Damit liegt im Christentum auch eine fundamentale Spannung: Menschliche Entfaltung, menschliches Gelingen ist gut, aber wir suchen es nicht als unser letztes Ziel.

Für die Frage nach der säkularen Gesellschaft heißt das:

I would like to claim that the coming of modern secularity in my sense has been coterminous with the rise of a society in which for the first time in history a purely self-sufficient humansims came to be a widely available option. I mean by this a humanismus accepting no final goals beyond human flourishing, nor any allegiance to anything else beyond this flourishing. Of no previous society was this true. (18)

Und CT stellt noch weitere Thesen auf, denen er nachgehen wird:
  • secularity 3 ging einher mit der Möglichkeit eines exklusiven Humanismus, der zum erstenmal das Angebot möglicher Optionen erweiterte und das Zeitalter eines "naiven" religiösen Glaubens beendete.
  • Dieser exklusive Humanismus entstand aus einer Zwischenform, einem Deismus, der an die Vorsehung glaubte (providential deism).
  • Beide wurden möglich durch vorausgehende Entwicklungen innerhalb des rechtgläubigen (orthodox) Christentums.

Zum Schluß des Abschnitts noch eine Klärung des beyond, des Dahinter/Jenseits der Religion, wie sie hier verstanden wird:

  • Religion bezieht es auf ein größeres Gut jenseits unseres menschlichen Gelingens. Im Fall des Christentums: auf die Liebe, die agape, die Gott zu uns hat und an der wir Teil bekommen durch ihn.
  • Dieses größere Gut ist of course nur sinnvoll, wenn es im Kontext eines Glaubens an Gott verstanden wird.
  • Die christliche story unserer Verwandlung durch Liebe macht es nötig, unser Leben als ein Leben über den Tod hinaus zu sehen.

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