09.11.2007

Einleitung - Abschnitt 1 (p. 1 - 4)

"What does it mean to say that we live in a secular age?" So beginnt das Buch. Darauf verspricht uns CT eine Antwort.

Wir stimmen überein, so CT: unsere Zeit ist eine "säkulare" (Ich werde diese Übersetzung benutzen, auch wenn sie in meinen Ohren nicht ganz das trifft, was im englischen "secular" mitschwingt, nämlich den Klang des Laizistischen, Weltlichen, Nicht-profanen. "Säkularisiert" betont mir dagegen zu stark das Ergebnis eines Säkularisierungsprozesses.)

Aber wir sind uns weniger einig, was diese Säkularität meint, worin sie besteht.

Da gibt es einmal ein Verständnis, das sich auf Institutionen und ihr Verhältnis zueinander bezieht und einen religionsfreien öffentlichen Bereich abhebt: Säkular in diesem Sinn ist eine Gesellschaft oder ein Zeit, wenn z.B. Kirche und Staat voneinander getrennt und Religion oder ihr Fehlen eine Privatangelegenheit geworden sind. Das war bekanntlich nicht immer so, weder in den vormodernen Gesellschaften Europas, in denen die Pfarre (parish) zugleich eine kirchliche wie politische Verwaltungseinheit war, in der die Gilden nicht nur Zünfte, sondern Gebetsgemeinschaften waren und sich die ganze lokale Gesellschaftskosmos in der Fronleichnamsprozession wiederfand...

Säkularität in diesem Sinne schließt nicht, daß in einer solchermaßen säkularen Gesellschaft die Mehrheit der Bürger an Gott glaubt. Vgl. Polen, vgl. USA.

Zum zweiten wird Säkularität als Abkehr der ehemals Gläubigen von ihrer Religion verstanden, als Verschwinden gelebter (kirchlicher) Religiosität. In diesem Sinn sind für CT die Länder Westeuropas säkular.

CT befasst sich mit Säkularität aber in einem dritten Sinne (daher der Blogtitel secularity 3), der mit den beiden anderen zwar nicht unverbunden, doch nicht identisch ist: Säkularität als Zustand einer Gesellschaft, in der Glauben optional geworden ist und in der bestimmte Bedingungen für religiösen Glauben herrschen.

Genau die Genealogie, die Ursprünge und das Werden solcher säkularer Gesellschaften will CT erforschen:

"the change I want to define and trace is one which takes us from a society in which it was virtually impossible not to believe in God, to one in which faith, even for the staunchest believer, is one human possibility among others. ... Belief in God is no longer axiomatic. There are alternatives." (3)

CT macht sich auf, den Kontext zu verstehen, in dem sich religiöse, spirituelle, moralische Erfahrung unter diesen Umständen ereignet. Es geht ihm um die Situation einer "Pluralität der Optionen" und um den impliziten Hintergrund, um ihre pre-ontology. (CT greift hier einen Begriff Heideggers auf.)

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